Jazz Piyyut Project
In einer einzigartigen musikalischen Kooperation verbindet sich traditionelle türkisch-jüdische und kurdisch-jüdische Musik mit modernem Jazz.
In Europa ist fast unbekannt, dass es eine reichhaltige türkisch-jüdische und kurdisch-jüdische Musiktradition gibt. Diese uralten Musikformen haben ein ganz eigenes, unverwechselbares Timbre, entstammen sie doch aus einer über Jahrhunderte gewachsenen fruchtbaren Vermischung im osmanischen Raum. Leider wird aufgrund von politischen Konflikten heute oft ein grundsätzlicher Widerspruch zwischen jüdischer und islamischer Kultur angenommen und beide Seiten als verfeindete, unvereinbare Pole angesehen. Nichts könnte unzutreffender sein: gerade im heutigen Israel sind viele solche „orientalisch“-jüdische Traditionen, die in das Land einwanderten, lebendiges Zeugnis einer jüdisch-islamischen Kultursymbiose, werden gepflegt oder vielfach neu entdeckt. Dort gibt es geradezu eine Welle des Interesses an solcher Musik, weil sie eben auch die kulturelle Identität vieler Israelis prägt.
Schon im Jahr 2012 gab es, initiiert von der Jerusalemer Institution Kehilot Sharot und deren Leiter Yossi Ohana, eine erfolgreiche Kooperation des Max Doehlemann Jazz Trios aus Berlin mit den beiden israelischen Künstlern Hadass Pal Yarden (Gesang) und Yaniv Ovadia (Gesang, Bağlama, Zurna). Die Formation absolvierte ihr erfolgreiches Debüt vor mehr als 600 begeisterten Zuhörern im Jüdischen Museum Berlin. Hadass’ musikalische Heimat liegt in der türkisch-jüdischen Musiktradition, sie studierte klassische türkische Musik am Konservatorium in Istanbul. Yaniv wiederum ist tief in der kurdischen Tradition verwurzelt. Beide Künstler geben in Israel regelmäßig Konzerte, sind aber auch als Kantoren tätig.
Die CD trägt den Namen „Azur“. Die reiche orientalische Maqam-Tonalität beeinflusst die Jazzmusiker und wird von ihnen sensibel in ihre Harmonik eingebettet. Zwischen Blue Note und orientalischer Tonalität werden so innere Verwandtschaften ausgelotet und rhythmische Impulse ausgetauscht. Traditionelle Lieder in Originalform treffen auf Jazz-Improvisationen über jüdische Melodien.