Johan Leijonhufvud
„Wenn es möglich wäre, Musik mit Worten zu beschreiben, bräuchten wir keine Instrumente, sondern würden uns einfach nur an einen Tisch setzen und darüber reden.“ Der schwedische Gitarrist Johan Leijonhufvud spricht nicht allzu gern über Musik. Lieber lässt er seine Gitarre sprechen.
Spätestens seit seiner mehr als siebenjährigen Zusammenarbeit mit dem deutschen Star-Trompeter Till Brönner gilt er als einer der vielversprechendsten Protagonisten des zeitgenössischen Jazz. Als Sideman von Brönner und Nils Landgren wie auch als Bandleader seiner eigenen Formationen hat sich der in Göteborg geborene Leijonhufvud in die vordere Riege der Jazz-Gitarristen gespielt und wird vielfach in die Tradition von Größen wie Joe Pass, Kenny Burrell, Wes Montgomery oder John Scofield gestellt.
Nachdem er drei Studioalben und eine Live-CD in Schweden veröffentlicht hat, erscheint Johan Leijonhufvuds aktuelles Album nun bei dem deutschen Label Blackbird Music. Johan Leijonhufvud Mighty Mezz heißt sein neuestes Projekt, das er zusammen mit den Berliner Musikern Christian von der Goltz (p), Lars Gühlcke (b) und Tobias Backhaus (dr) gestartet hat. Ihr erstes Werk, schlicht „Vol. 1“ genannt, ist ein modernes Jazzalbum, vielfältig in der Stilistik, pluralistisch im besten Sinne.
Anfang der neunziger Jahre erkundet Johan Leijonhufvud noch intensiv Malmös Musikszene, organisiert Sessions und verknüpft sich mit anderen Musikern. Zehn Jahre später erschließt er sich dann Berlin, vernetzt sich in der hiesigen Jazzlandschaft, lernt Till Brönner kennen und begegnet bereits seinen derzeitigen Quartettmitgliedern, zunächst Christian von der Goltz und Lars Gühlke und wenige Jahre später Tobias Backhaus. Leijonhufvud fühlt sich musikalisch in Malmö und Berlin gleichermaßen zu Hause. Das Pendeln zwischen den beiden Städten tritt in den Klangwelten zutage, die er in seinen Kompositionen verbindet: Die häufig der schwedischen Kunst innewohnende, wunderschöne Melancholie trifft auf die leuchtende Vielfarbigkeit der Großstadt.
Es ist dieser besondere Klangcharakter, mit dem Leijonhufvud auf sich aufmerksam macht. Melodisch und perlend sind seine Linien, voll kühler Eleganz und schwereloser Leichtigkeit ist sein Ton, warm der Sound seiner Halbresonanzgitarre. Trotzdem ist sein Spiel leidenschaftlich, satt und funky: Es gibt nicht viele Musiker, die so relaxt und gleichzeitig handwerklich pointiert grooven und spannungsreich Intensität aufbauen.
Inspiration für seine Stücke erhält Johan Leijonhufvud in der Musik von Miles Davis und John Coltrane oder beim Streifen durch die atemberaubende Einsamkeit der schwedischen Natur. Der kreative Prozess schließlich beginnt ganz absichtslos und ohne konkreten Anlass. Eine spielende Suche auf der Gitarre, bei der er Fragmente sammelt und zu einem Song werden lässt. Alles beginnt mit einem einzelnen Akkord, einem Rhythmus oder einer Melodie.